Zwischen 1870 und 1910 wanderten über 2000 Obwaldnerinnen und Obwaldner nach Übersee aus, meist aus wirtschaftlicher Not. Aus ganz anderen Gründen entschied sich Josefine Bucher zur Auswanderung: Die Tochter des bekannten Unternehmers und Hoteliers Franz Josef Bucher-Durrer reiste 1879 alleine nach Defiance (Ohio), um dort den Schweizer Arzt Anton Berchtold zu heiraten. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1893 kehrte Josefine Berchtold-Bucher mit ihren vier Kindern in die Schweiz zurück. In Obwalden trat die "Amerikanerin", wie sie laut ihrem Enkel Josef Seiler nun von manchen genannt wurde, in die Fussstapfen ihres Vaters und baute sich als Gastwirtin eine neue Existenz auf, zunächst im Hotel Krone in Kerns und später im Hotel Hirschen in Sarnen. Die Fotografie zeigt Berchtold-Bucher mit ihren Töchtern und Enkelkindern vor ihrer neu erbauten Villa in Sarnen. Wie viele Rückwandererfamilien blieb auch die Familie Berchtold-Bucher eng mit den USA verbunden und erhielt regelmässig Post aus Defiance – unter anderem Dias von dem Grabstein Anton Berchtold-Buchers und von dem ehemaligen Zuhause der Familie.
Staatsarchiv Obwalden
P.0163.12.10: Fotos der Familie Berchtold-Bucher
Weitere Informationen
P.0163.09.32: Geschichte des Hotel Hirschen
Benedikt Meyer: Nach Ohio: Auf den Spuren der Wäscherin Stephanie Cordelier. Basel 2019. (Roman basierend auf den Erinnerungen des Dienstmädchens der Familie Berchtold-Bucher)
Andreas Anderhalden: Alkohol, Armut, Auswanderungen. Dramatische Sozialgeschichte in Obwalden. Kriens 2019.
Zur Internationalen Archivwoche 2022 verortet das Staatsarchiv alte und neue Geschichtsquellen und verbindet damit die beiden Archivstandorte Hexenturm und Verwaltungsgebäude Hostett, die am Samstag 11. Juni für das Publikum offen sind.