In Obwalden war und ist das Vieh eine Aktie, welche an einer ganz eigenen "Börse" präsentiert und gehandelt wird: dem Viehmarkt. 1895 wurden die ersten Viehzuchtgenossenschaften in Sarnen und Alpnach gegründet. 1972 gab es bereits 17 Viehzuchtgenossenschaften und geschätzte 12'000 Kühe im Kanton. Der landwirtschaftliche Rohertrag in Obwalden wurde 1972 zu 95% durch Viehhaltung erzielt. Dabei wurden jährlich rund 4000 weibliche Kälber aufgezogen und etwa die Hälfte davon als Nutz- und Zuchttiere vermarktet. Wo heute auf dem Parkplatz der Migros die Autos in Reih und Glied parkiert werden, parkierten einst in gleicher Ausrichtung Obwaldner Bauern ihr Braunvieh. Die "Wallstreet von Sarnen" - ein Ort, an dem Jahrzehnte lang regelmässig gefeilscht, gehandelt und Käufe per Handschlag besiegelt wurde. Carl Abächerli hat um 1940 herum einen Viehmarkt mit seiner Kamera festgehalten.
Kühe werden heute zwar nicht mehr auf dem Markt gehandelt, spielen im Kanton weiterhin eine wichtige Rolle: Noch heute gibt es in Obwalden 13 Viehzuchtgenossenschaften oder Vereine und der durchschnittliche Viehbestand zählt gegen 9000 Kühe.
Staatsarchiv Obwalden
P.0133.03.06.01 (08): Sarnen, Viehzeichnung, Viehmarkt, Marktplatz
Weitere Informationen
Beat Amgarten: Alp- und forstwirtschaftliche Probleme in Obwalden. Hg. von Oberforstamt Obwalden, 1973.
Zur Internationalen Archivwoche 2022 verortet das Staatsarchiv alte und neue Geschichtsquellen und verbindet damit die beiden Archivstandorte Hexenturm und Verwaltungsgebäude Hostett, die am Samstag 11. Juni für das Publikum offen sind.