Farbige und graue Zeiten
Steinböcke, Löwen, Fische, unzählige Antoniuskreuze, ein Gartentor und sogar der ein oder andere Lindwurm: Die Wappen der Landammänner des Standes Unterwalden ob dem Wald, die 1959 im Zuge der Restauration der Sarner Dorfkapelle an der rechten Chorwand aufgemalt wurden, könnten von ihrer Farbgebung und Symbolik her kaum unterschiedlicher sein. Angesichts der Farbvielfalt sticht das in Grau auf grauem Hintergrund gehaltene Wappen in der unteren rechten Hälfte besonders ins Auge. Es repräsentiert die Helvetische Republik, die von 1798 bis 1803 andauernde Besetzung und Verwaltung der schweizerischen Eidgenossenschaft durch Frankreich. In dieser Zeit gehörte Obwalden gemeinsam mit Nidwalden, Uri, Schwyz und Zug zum helvetischen Kanton Waldstätten; einen Landammann gab es nicht.
Gemalt wurden die Wappen in der Dorfkapelle vom Sarner Graphiker Paul Diethelm, dessen Nachlass im Staatsarchiv auch entsprechende Entwürfe enthält. Bis 1987 wurden die verbleibenden freien Plätze an der rechten Chorwand ergänzt. Eine Fortsetzung der Landammänner-Wappen an der gegenüberliegenden Chorwand war vorgesehen, wurde bis heute aber aus unbekannten Gründen nicht vorgenommen.
Staatsarchiv Obwalden
P.0066.01: Nachlass von Paul Diethelm
Weitere Informationen
RRP.0091: Regierungsratsbeschluss 714 vom 13. Oktober 1987
Ephrem Omlin: Die Landammänner des Standes Obwalden und ihre Wappen, in: Obwaldner Geschichtsblätter, Bd. 9, Obwalden 1966.
Zur Internationalen Archivwoche 2022 verortet das Staatsarchiv alte und neue Geschichtsquellen und verbindet damit die beiden Archivstandorte Hexenturm und Verwaltungsgebäude Hostett, die am Samstag 11. Juni für das Publikum offen sind.